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Schweizer Party trotz Austria-Triumph

Sonntag, 18. Januar 2015 / 23:36 Uhr

Einzig Hannes Reichelt hat beim Abfahrts-Klassiker in Wengen einen historischen Dreifachsieg der Schweizer verhindert. Der Österreicher gewann erstmals am Lauberhorn vor den ehemaligen Siegern Beat Feuz, Carlo Janka und Patrick Küng.

Allen voran Beat Feuz (l.) und Carlo Janka (r.) sorgen für ein Schweizer Glanzresultat.

Im Sog dieses Top-Trios fuhren auch Sandro Viletta (8.), Didier Défago (10.) - er bei seinem letzten Rennstart am Lauberhorn -, Marc Gisin (11.) und Mauro Caviezel (12.) zu Spitzenresultaten. Das Schweizer Männer-Team, welches mit nur einem Top-5-Rang in 17 Saisonrennen nach Wengen angereist war, sorgte für das nach Anzahl Fahrern in den ersten zwölf beste Ergebnis überhaupt am Lauberhorn seit Einführung des Weltcups (1967). Und in den Top 4 letztmals besser vertreten waren die Schweizer Abfahrer zuletzt im Januar 1996 in Veysonnaz, als Bruno Kernen vor drei Teamkollegen gewann.

«Ich habe seit meiner Übernahme als Cheftrainer (im April 2014 - Red.) immer gesagt, dass wir eine gute Abfahrts-Mannschaft haben. Wir waren in diesem Winter schon gut in den Punkten vertreten, nun haben sich einfach alle um ein halbes Dutzend Positionen weiter vorne klassiert. Das ergibt dann ein solches Super-Resultat», freute sich Cheftrainer Thomas Stauffer.

Der Berner Oberländer, mit den medialen Gegebenheiten bestens vertraut, verkniff sich die Aussage nicht, dass «es eben so schnell gehen kann. Von der historischen Pleite im Riesenslalom in Adelboden dauerte es nur gerade eine Woche bis zum historischen Erfolg in der Lauberhorn-Abfahrt.» Stauffer stellte aber auch klar, dass man sich nur kurz über das Glanzresultat in Wengen freuen dürfe: «Am Montag erfolgt schon die Anreise nach Kitzbühel, wo am Dienstag das erste Abfahrtstraining stattfindet. Den Fahrern bleibt also keine Zeit zum Zurücklehnen.»

Feuz im «Überlebenskampf»

Für Beat Feuz resultierte wie Anfang Dezember in der Abfahrt von Beaver Creek der zweite Rang. Der Berner hatte bei der letzten Zwischenzeit noch mit 0,17 Sekunden Vorsprung vor Reichelt geführt. Feuz wusste ganz genau, wo er die zwölf Hundertstel zum zweiten Lauberhorn-Sieg (nach demjenigen von 2012) liegen gelassen hatte.

«Mein Ziel-S war nur noch ein Überlebenskampf.» Er könne körperlich gar nicht so bereit sein wie andere Fahrer, schliesslich sei er «vor zwei Jahren vor dem Karrierenende gestanden. Alleine, dass ich auf der längsten Weltcup-Abfahrt und vor dem Heimpublikum am Lauberhorn wieder um den Sieg mitfahren kann, hätte ich mir damals nicht erträumen können.»

Jankas gemischte Gefühle

Am Freitag hatte Carlo Janka in der Super-Kombination gesiegt. Zwei Tage später fehlten ihm nur 0,14 Sekunden zum neuerlichen Triumph. «Der Fehler beim Kurveneingang des Brüggli-S kostete mich den Sieg. Es wäre mehr möglich gewesen, deshalb habe ich trotz des neuerlichen Podestplatzes ein gemischtes Gefühl», erklärte der Bündner, der erstmals seit Januar 2011 (ebenfalls in Wengen) in einer Abfahrt wieder in die Top 3 kam.

Von einem schlechten Gefühl während der Fahrt sprach Patrick Küng: «Ich habe die Startkurve verpasst und auch bei Langentrejen fuhr ich zu weit. Deshalb hätte ich nie gerechnet, Vierter zu werden.» Auch weil er in der Woche vor Wengen krank gewesen war und ihm noch im ersten Training am Dienstag gegen Ende der Fahrt sichtlich die Kraft fehlte, freute sich der Glarner am Ende vorbehaltlos über sein klar bestes Saisonresultat.

Spielverderber Reichelt

Während Abfahrts-Olympiasieger und Mitfavorit Matthias Mayer nur 22. wurde, spielte sich mit Hannes Reichelt ein anderer Österreicher zum Schweizer Spielverderber auf. Gestern in Wengen besass der 34-Jährige, der Anfang Woche erkältet gewesen war, noch genügend Kraft, um mit einem perfekten Ziel-S für die Entscheidung zu sorgen. «Da habe ich alles riskiert und es ist perfekt aufgegangen.» Er habe schon etwas Angst, dass «die Schweizer an der Grenze 'Gesucht'-Zettel mit meinem Gesicht aufhängen und ich nicht ausreisen darf». Doch der nun neunfache Weltcup-Sieger aus dem Salzburgischen wies richtigerweise daraufhin, dass er in Wengen schon mehrmals ein höflicher Gast gewesen sei.

Vor seinem ersten Sieg am Lauberhorn hatte er sich in den vergangenen drei Jahren zweimal als Zweiter und einmal als Dritter klassiert. «Ich muss also kein schlechtes Gewissen haben», so Reichelt, der für den ersten österreichischen Abfahrts-Sieg des WM-Winters sorgte. Er freue sich, dass er auf seiner persönlichen 'To-do-Liste' einen weiteren Klassiker abhaken kann. Zuvor hatte der Österreicher schon in den Abfahrten von Bormio (2012) und Kitzbühel (2014) triumphiert.

Jansrud mit bestem Lauberhorn-Resultat

Kjetil Jansrud hatte Anfang Saison die Abfahrten in Lake Louise und Beaver Creek gewonnen und war in Val Gardena Zweiter geworden. In Wengen verpasste er nun wie zuletzt schon in Santa Caterina erneut das Podest. Doch mit Platz 5 resultierte für den Norweger immer noch die mit Abstand beste Klassierung in einer Lauberhorn-Abfahrt.

Wengen, die mit fast 4,5 km längste Abfahrt im Weltcup, war auch betreffend Renndauer ein Marathon. Es dauerte mehr als zweieinhalb Stunden, bis alle 55 Fahrer im Ziel waren. Neben einigen Stürzen hatten vor allem Probleme mit dem Juryfunk für Verzögerungen gesorgt.

(bg/Si)


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